Prof. Gunter Krautheim
Aus Liebe zur Physik und zur Region
„Für mich ist das Vogtland als Rückzugsort sehr wichtig. Egal, ob ich in Altensalz schwimmen gehe oder in Grünbach die Loipe benutze - das alles sind für mich 'Zonen der Stabilität', wo man wieder Kraft schöpfen kann.“
Professor Gunter Krautheim lehrt an der Westsächsische Hochschule Zwickau (WHZ) und ist Physiker aus Leidenschaft: Das merkt man, wenn er den Effekt der Supraleitung erklärt. Klingt für alle Nicht-Physiker langweilig? Ist es aber nicht, wie Professor Krautheim mit leuchtenden Augen beweist. Dabei wird ein Material durch flüssigen Stickstoff abgekühlt, der bei Raumtemperatur verdampft: Denn er ist Minus 196 Grad Celsius kalt. Danach schwebt die unterkühlte Probe wie von Geisterhand geführt über eine Art Magnetautobahn - reibungsfrei und berührungslos. „Das Prinzip kennt man von den Magnetschwebebahnen“, erklärt der Physiker Krautheim und lächelt. Später ergänzt er: Eigentlich müsste er keine Vorlesungen mehr halten. Er tut es aber trotzdem. „Aus Spaß, dadurch bleibe ich der Physik und den Studenten nahe.“ Denn beide liegen ihm am Herzen, genau wie der Fortschritt der gesamten Region.
„Ich bin in Plauen aufgewachsen und zur Schule gegangen und ich bin der Stadt bis heute treu geblieben. Mit Anfang zwanzig haben meine Frau und ich uns für das Vogtland entschieden, weil es sich einfach so ergab. Heute sehe ich das etwas anders und würde schon sagen: Ich will etwas für die Region tun und sehe das als meine Aufgabe.“
„Schön, dass sich nach der Wende viele neue Unternehmen im Vogtland angesiedelt haben. Ich würde mir wünschen, dass dies mehr im Bewusstsein und auch im Selbstbewusstsein der Vogtländer ankommt. Es gibt so viele und es macht mir Spaß, die einzelnen Firmennamen aufzuzählen. An jeder Autobahnabfahrt der A72 fallen mir mehrere ein.“
„Ich wünsche mir, dass sich die Vogtländer im internationalen Wettbewerb mehr zutrauen. Denn bestehen könnten sie zweifellos, sie sind von der Mentalität her sehr zuverlässig und strebsam. Gut wären weniger Selbstzweifel und etwas mehr Kooperationsbereitschaft nach außen.“
Ein Rektor a.D. mit klaren Visionen
Die Arbeit an der Westsächsischen Hochschule Zwickau - eine von fünf Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Sachsen - ist im Grunde für Gunter Krautheim das Lebenswerk. Im Jahr 1974 hat er hier angefangen, er war Mitarbeiter, Dozent, später Prorektor – und von 2011 – 2016 Rektor, und damit verantwortlich für 5000 Studierende, 145 Professoren und 40 Studiengänge in neun Fakultäten. Zwei Außenstellen befinden sich im Vogtland: Die Textiltechnik in Reichenbach und der Musikinstrumentenbau in Markneukirchen. Daneben bilden die technischen, wirtschaftlichen und medizintechnischen Studiengänge einen Schwerpunkt. Sein Hauptanliegen fasst der Rektor in drei Punkten zusammen:
„Zuallererst möchten wir den jungen Leuten hier in der Region eine international wettbewerbsfähige Ausbildung anbieten, die es ihnen ermöglicht, ihr zukünftiges Leben abzusichern.“
„Dann geht es darum, weitere junge Leute herzulocken. Es kommen inzwischen mehr Studierende nach Sachsen als weggehen. Damit leistet die Hochschule einen wichtigen Beitrag, um qualitativ hochwertige Arbeitskräfte anzuwerben und demografische Effekte zu dämpfen. Ein Beispiel: Mehr als 70 Prozent unserer Studierenden beschäftigen sich in ihren Abschlussarbeiten mit Themen aus der regionalen Wirtschaft.“
Nach mehr als 40 Jahren an der Zwickauer Hochschule resümiert Krautheim: „Ich hätte früher gerne Journalismus studiert. Aber damit wäre ich in der DDR nicht froh geworden. Und eigentlich bin ich durch und durch Naturwissenschaftler.“ Noch heute sei er neugierig auf das, was sich in den Fächern Physik, Biologie und Chemie abspielt und fasziniert von den Neuerungen. Er meint: „Es sollte mehr Freaks geben, deshalb mein Appell an die Jungen und Mädchen: Traut euch etwas zu! Sich für einen Beruf und neue Erkenntnisse zu begeistern ist eine Sache, die seit Jahrhunderten wertvoll für ein erfülltes Leben ist, unabhängig von den Ärgernissen des Alltags.“
„Nicht zuletzt wollen wir Unternehmen und Einrichtungen durch angewandte Forschung fachlich unterstützen, damit sie am Markt besser bestehen zu können.“
Zur Person
Vita Prof. Gunter Krautheim
- 1951 in Plauen geboren
- Physikstudium an der Universität Leipzig
- 1979 Promotion
- 1991 Habilitation
- ab 1974 an der Fachhochschule Zwickau tätig, erst als Mitarbeiter und Dozent
- 2006-2011 Prorektor für Forschung und Wissenstransfer an der Westsächsischen Hochschule Zwickau
- 2011-2016 Rektor
- verheiratet, zwei Söhne