Friedmar Götz
Hart gekämpft und viel erreicht
„Das Vogtland ist meine Heimat und das Wichtigste ist meine Familie. Ich bin so froh und stolz, dass mir meine Kinder in die Firma gefolgt sind. Dadurch fällt mir mein Abschied leichter. Wenn ich nur noch an der Firma vorbeifahren müsste, das wäre furchtbar. Andererseits möchte ich der nächsten Generation aber nicht im Weg stehen.“
Wer jahrelang und erfolgreich für eine Sache gekämpft hat, dem fällt ein Abschied oft nicht leicht. Friedmar Götz von der Vowalon Beschichtung GmbH aus Treuen geht es da nicht anders. In den Umbruch-Jahren um 1990 hat er den vorher volkseigenen Betrieb erfolgreich um manch gefährliche Klippe herum geschifft und in eine neue Zeit geführt. Und dabei viel riskiert: Die ganze Familie bürgte für die Firma mit allem, was sie besaß. Heute resümiert Friedmar Götz: „Beim Nachdenken fragt man sich, wie man das alles überhaupt geschafft hat.“ Ende 2015 steht nun ein Wechsel an: Die Firma mit 200 Mitarbeitern geht vollständig an Tochter Mareen und Sohn Gregor. Und Friedmar Götz zitiert dazu einen Satz des früheren Politikers Martin Bangemann: „Ich gehe zwar, aber ich verschwinde nicht.“
„Ich wollte noch zu DDR-Zeiten unbedingt Englisch lernen und habe mich an der Volkshochschule angemeldet. Dadurch konnte ich später in die Welt fahren und Kunden finden.“
„50 Jahre in der Firma, 30 Jahre an der Spitze – jetzt ist Zeit für die Enkelkinder, für Reisen, Radfahren und Laubsäge-Arbeiten. Letzteres ist ein kleines Hobby von mir – ich habe schon mehrere große Weihnachts-Pyramiden fertig, es ist immer ein Erfolg, wenn sie sich am Ende drehen.“
Genug Stoff für einen Roman
Geschäftsführer Götz meint mit seinen 64 Jahren: Eine Buch könnte er schreiben über die Erlebnisse der letzten Jahrzehnte. Nach einem Maschinenbaustudium fing er Mitte der 70er Jahre in der Treuener Firma an, die seit der Zeit um 1900 Beschichtungen herstellte. „In der DDR bildeten wir zusammen mit dem großen Werk in Tannenbergsthal einen VEB-Betrieb. Damit ging es uns Treuenern nicht gerade gut, wir wurden ziemlich stiefmütterlich behandelt.“ In Friedmar Götz als dem Werkdirektor reifte während der Wende ein Ziel: Wir müssen selbstständig werden! „Ich erinnere mich an eine entscheidende Betriebsversammlung im Saal des Treuener Hofes. Ab da haben wir gekämpft, um von den Tannenbergsthalern loszukommen.“
„Was mich angetrieben hat? Ich hatte den Ehrgeiz, weil ich mir sagte: Wir sind nicht dümmer als die Leute im Westen. Wir können es genauso schaffen. Ich habe viele Leute aus dem westlichen Ausland gekannt und versuchte, weiter mit ihnen Geschäfte zu machen.“
Heute bezeichnet er den Schritt als wichtigsten in der Firmengeschichte: Das Schwester-Werk meldete ein Jahr später Konkurs an. Götz: „Sie hatten sich mit einer Westfirma eingelassen, wir schafften es alleine.“ Er und Jutta Hölzel als frischgebackene Geschäftsführer schufteten und ließen nicht locker, auch als das Geld Mitte der 90er Jahre immer knapper und „die Luft immer enger“ wurde, wie Friedmar Götz es ausdrückt. Heute hat die Firma mit 200 Beschäftigten einen Jahresumsatz von rund 30 Millionen Euro. Sie liefert Kunstleder für Polster, Fahrzeuge, und Beschichtungen für Heimtextilien – und nach Götz ist ganz wichtig: „Wir sind auch ein Nischenproduzent, dadurch konnten wir große Aufträge annehmen.“ Dazu gehören spezielle Membranen für Feuerwehranzüge oder Folien für Helium-Ballone. Friedmar Götz ergänzt: „Vierzig Prozent unserer Produkte gehen in den weltweiten Export.“
„Als die Grenze offen war, bin ich sofort in die Welt gereist. Ich habe mir in China die Kunstlederherstellung angeschaut und in Amerika versucht, Auftraggeber nach Treuen zu locken. Ich sah, dass alle nur mit Wasser kochen und wir keine Angst haben brauchen, dort hinzugehen. Das hat mir danach sehr geholfen.“
Zur Person
Vita Friedmar Götz
- 1950 in Rodewisch geboren
- 1971-75 Diplom-Maschinenbau-Studium im damaligen Karl-Marx-Stadt
- ab 1975 in der VEB Kunstlederfabrik Tannenbergsthal/ Werk Treuen
- ab Juli 1992 geschäftsführender Gesellschafter der Vowalon Beschichtung GmbH
- Ehrenämter: Vorstandsvorsitzender des Vereins zur Förderung des Forschungsinstitutes für Leder und Kunststoffbahnen, Vorstandsmitglied des Innovation Netzwerkes Textil/ Chemnitz, Präsident des VTI Chemnitz (Verband der Nord-Ostdeutschen Textilindustrie), und weitere.