Jörg Sachse

Wenn die Brauerei ein Zuhause ist

Sternquell-Brauerei-Geschäftsführer Jörg Sachse trägt wohlschmeckende Botschaft über die Region hinaus

Kraftfahrer, Techniker, Vertriebsleiter und seit 2006 Geschäftsführer. Die Sternquell-Brauerei kennt Jörg Sachse wie seine Westentasche.
Vogtland-Botschafter Jörg Sachse vor „seiner Heimat“, der Plauener Sternquell-Brauerei.

Wenn einer auf dem Gelände einer Brauerei im Rahmen einer Hausgeburt das Licht der Welt erblickt, dann ist eigentlich sein Weg vorgezeichnet. Die Brauerei dürfte sein Leben bestimmen. Selten aber ist das vermutlich so intensiv der Fall, wie bei Jörg Sachse, der seine Kindheit und Jugend auf dem Gelände der Sternquell-Brauerei an der Dobenaustraße – unterhalb der Friedensbrücke, der größten Spannbogen-Bruchsteinbrücke Europas – verbracht hat. Der Spielplatz seiner Kindheit war der historische Bierkeller am Traditionsstandort in der Plauener Innenstadt.

Der 60-Jährige ist einer von der kernigen Sorte, der aus seiner vogtländischen Herkunft keinen Hehl macht. Er verkörpert die Bodenständigkeit dieses Landstriches geradezu schulbuchmäßig. Jörg Sachse ist heute Geschäftsführer des Plauener Sternquell-Brauhauses und hat seinen Lebensmittelpunkt demzufolge nicht wirklich wegbewegt aus der Region – sieht man mal von den Jugendjahren mit Armeedienst und einem Studium in Berlin ab. „Klar ist Berlin reizvoll gewesen, man denke nur an die gigantische Kulturlandschaft, die zu DDR-Zeiten dort aufgezogen wurde, aber hier ist nun mal meine Heimat. Ich war von der Sternquell, wo mein Vater als Brauereichef arbeitete, zum Studium delegiert worden und so war es eigentlich klar, dass ich hierher zurückkehren würde“, denkt Sachse zurück an seine Jugendjahre.

Im Sudhaus lebt Jörg Sachse seine persönliche „Emotion Bier“ aus – schwärmt von Röstaromen der verschiedenen Malzsorten.

Die wildeste Zeit sei aber die der Wende gewesen, erinnert er sich. Die Sternquell-Brauerei sei technologisch und technisch auf gutem Standard für DDR-Verhältnisse gewesen – die größte Abfüllanlage der DDR stand hier und der Flaschenkeller war gerade fertig, als die Mauer fiel.

„Als wir Treuhandbetrieb waren, haben sich hier viele westdeutsche Brauereien umgeschaut. Am Ende knüpften wir als zweite DDR-Brauerei überhaupt ein Joint Venture – mit der Kulmbacher Brauerei“, ist Sachse bis heute seinem Vater für dessen betriebswirtschaftliche Weitsicht dankbar. Man habe mit dem Tag der Währungsunion auf eine neue Etikettiermaschine zurückgreifen können. Damals sei sein Vater zu Hermann Kronseder gefahren, dem Patriarch der Firma „Krones“ und hat diesen um Hilfe gebeten – eine Etikettier-Vorführmaschine wurde auf Leihbasis kostenfrei in Plauen aufgebaut – mit der Maßgabe der Bezahlung, wenn man das Geld zusammenhabe. „Es war wohl nur in dieser Zeit möglich, dass man solche Geschäfte machte. Ein Jahr darauf haben wir die Maschine bezahlt“, erinnert sich Jörg Sachse. Dabei war die Wende natürlich auch eine riesige Herausforderung, sagt er rückblickend: „Man muss sich das mal vorstellen, wir haben im Jahr 670.000 Hektoliter Bier verkauft. Nach der Währungsunion war unser Sternquell weg vom Fenster, es musste ja erst mal das Westbier konsumiert werden, das ja durch die D-Mark von einem auf den anderen Tag erschwinglich wurde. Gerade mal noch 130.000 Hektoliter haben wir 1991 verkauft.“ Mittlerweile hat sich der Ausstoß der Brauerei seit Jahren eingepegelt, auf einen Wert von gut 300.000 Hektoliter im Jahr. Man ist Regionalbier-Marktführer im Regierungsbezirk Chemnitz, im Vogtland und Ostthüringen sowieso und auch im Leipziger Raum steht Sternquell-Bier stark im Markt – im Handel, wo die Margen immer weiter sinken, aber auch in der Gastronomie.

Dreimal pro Woche geht Brauereichef Jörg Sachse mit einem Freund zum Nordic Walking ins Syratal.

„Wir legen großen Wert darauf, dass vor allem in der hiesigen Gastronomie eine faire Partnerschaft mit den Gastwirten gepflegt wird. Wenn ich einem Kunden in einer schweren Situation helfe, dann vergisst er mir das nie“, legt Sachse seine Vertriebsphilosophie dar. Und: „Technik macht schon Freude und ist als Grundlage enorm wichtig, aber Vertrieb ist einfach schöner, vor allem, wenn man ein geselliges, sympathisches Produkt wie wir verkauft“, zeigt sich Sachse für beide Seiten der „Emotion Bier“ aufgeschlossen.

Wie findet ein so bieraffiner Mensch zur Ruhe? Jörg Sachse lacht:

„Manche haben mich morgens vielleicht schon beim Nordic Walking im Syratal gesehen – das mache ich regelmäßig dreimal jede Woche mit einem guten Freund. Zudem haben wir für die Theater in Plauen und Bad Elster ein Abo und besuchen viel hochklassigen Sport – Wasserball oder Handball beispielsweise.“

In zweieinhalb Jahren erreicht Sachse das Rentenalter. „Dann werde ich weiter Bier trinken, mich um unser Haus und unseren Garten kümmern und meine ehrenamtlichen Engagements, wie im Rotary-Club, weiterführen. Mit meiner Frau Dagmar werde ich die vielfältigen Kultur- und Sportangebote im Vogtland nutzen und natürlich auch die Welt anschauen. Wir sind früher viel gereist und haben noch ein paar Ziele, die wir unbedingt sehen wollen, die chinesische Mauer beispielsweise“, sagt der Brauerei-Chef.

Zur Person

Vita

  • geboren 17. Juli 1955
  • Besuch der POS Friedensschule Plauen
  • Abitur an der Erweiterten Oberschule „Erich Weinert“ Plauen 
    (heute Diesterweg-Gymnasium)
  • Kraftfahrer bei der Sternquell-Brauerei
  • Armeezeit
  • Studium der Lebensmitteltechnologie an der Humboldt-Universität Berlin
  • 1979 Techniker in der Sternquell-Brauerei, Forschung und Entwicklung 
    später Stellvertreter des Technik-Leiters
  • ab 1990 Vertriebsleiter bei Sternquell
  • seit 2006 Geschäftsführer der Brauerei