Florian Merz
Im Auftrag der Kultur und für Bad Elster
Florian Merz hat es geschafft: „Bad Elster, mitten im Herzen Europas, ist zum Wohle der Region eine richtungweisende Kultur- und Festspielstadt geworden, die inzwischen Modellcharakter hat“.
Dabei sah es für die traditionsreiche Kultur der Stadt Bad Elster im südlichen Vogtland nicht rosig aus, als der junge, damals 24-jährige Dirigent und in Wien studierte Diplommusiker Anfang 1992 aus dem rheinischen Düsseldorf hierher kam. „Ich hatte die Aufgabe, innerhalb eines halben Jahres das bereits 1817 gegründete Orchester vor Ort aufzulösen, und damit quasi die Kultur zu begraben. Keiner sah in diesem Bereich eine Zukunft für Bad Elster. Ich spürte das anders, habe auch aus innerer Überzeugung meinen Auftrag nicht ausgeführt und dann schließlich mit visionärer Unterstützung – primär der Sächsischen Staatsbäder GmbH/Freistaat Sachsen, der Stadt Bad Elster und der Region – effizient-effektiven Strukturen geschaffen, um die Tradition hier mittels Hebung wie Nutzung von Potentialen zeitgemäß weiterführen zu können“, erklärt der 48-jährige Generalmusikdirektor 2015. Das hieß bei Florian Merz: Das Orchester „auf den Kopf stellen“, ein eigenes, künstlerisches Profil der Chursächsischen Philharmonie zu entwickeln, und entsprechend zu vermarkten.
Spezialisiert hat sich die Elsteraner Philharmonie, welche sich heute aus führenden Musikern Mitteldeutschlands zusammensetzt, auf die historische Aufführungspraxis mit Originalinstrumenten aus Barock, Klassik und Romantik, die zumeist aus der benachbarten Musikstadt Markneukirchen stammen. Heute ist die Chursächsische Philharmonie mittels Umsetzung dieses Konzeptes mit ihren vielen Ensembles wichtigster musikalischer Dienstleister der Region und zugleich musikalischer Botschafter des Vogtlandes in ganz Deutschland und dem europäischen Ausland.
„Wir leben im Herzen Europas, ich liebe die besondere kreative böhmische Mentalität wie Qualität und die auch persönliche Zusammenarbeit mit ihnen. Diese Nachbarn bereichern auch das Vogtland maßgeblich!“ Kontinuierlich entwickelte Merz seit 1996 zudem mit seiner Philharmonie als EUCHESTRA EGRENSIS Partnerproduktionen des gemeinsamen Musizierens, beispielsweise mit führenden Orchestern – und später auch Theatern – aus Prag, Plžn, Karlovy Vary, Liberec, Teplice und Usti nad Labem.
Basierend auf dem musikalischen Erfolgspotential gründete sich schließlich zukunftsorientiert – durch Merz initiiert – insbesondere in Zusammenarbeit mit dem Freistaat Sachsen 2002 und der Stadt Bad Elster sowie dem Kulturraum Vogtland-Zwickau, darüber hinaus die Chursächsische Veranstaltungsgesellschaft (CVG): damit übernahmen die Chursachsen den gesamten Veranstaltungsbetrieb in den Sächsischen Staatsbädern Bad Elster und Bad Brambach. Begonnen hatte die CVG mit einem Jahresumsatz von ca. 200.000 Euro – 2019 liegen die Umsätze bei ca. 2,1 Millionen Euro. Nach anfänglich 22% deckt die Gesellschaft heute ihre Kosten zu über 60% selbst – im Kulturbereich ist das eine derartige Ausnahme, dass andere Kulturstandorte aus der ganzen Republik beim Geschäftsführenden Intendanten, Generalmusikdirektor Florian Merz, nachfragen, was er und sein schlankes, hochmotiviert wie kompetentes Team richtig macht.
Heute ist die CVG ein sehr qualitätsvolles, das wohl vielseitigste Kulturunternehmen im Kulturraum Vogtland-Zwickau und ist damit auch imageprägender Garant für gewachsenen Übernachtungszahlen, den Tourismus und die wirtschaftliche wie gesellschaftliche Entwicklung der Region. „Im Vergleich mit anderen haben wir mit bescheidenen Mitteln hier etwas Besonderes bleibend bzw. nachhaltig-wertschöpfend aufgebaut“, so GMD Florian Merz.
„Seit 1992 bildet Bad Elster einen Teil meiner Heimat, der andere Teil ist mein Geburtsort Düsseldorf. Auch hier warten seit über 20 Jahren verantwortungsvolle Aufgaben: dort bin ich für die auch international erfolgreich agierende Rheinische Post Mediengruppe unternehmerisch (1. Stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender und Gesellschaftervertreter) und publizistisch (Herausgeber der Tageszeitung RHEINISCHE POST) tätig. Längst bin ich voller Überzeugung zu einer Art Botschafter für Sachsen, das Vogtland und Bad Elster geworden. Ich vertrete begeistert dieses Land, das so reich an Kultur, Historie und Zukunftspotentialen ist, und sich bis heute zu einem führenden Bundesland in Deutschland entwickelt hat.“ Aufgrund seiner herausragenden Leistungen für Sachsen wurde Florian Merz 2013 die höchste Auszeichnung des Sächsischen Königshauses, die St. Heinrichs Nadel, verliehen. 2014 erhielt er zudem den renommierten deutsch-tschechischen Ehrenpreis der EUREGIO EGRENSIS und 2017 die Verfassungsmedaille des Freistaates Sachsen.
Der Dirigent und sein Vorbild
Wie kam Florian Merz dazu, die Kultur von Bad Elster für sich zu entdecken? Das hat auch mit seinem großen Vorbild zu tun, wie er selbst erklärt: „Ich fühle mich seit meiner Jugend niemandem derart verbunden wie dem Musiker und Komponisten Joseph Haydn. Er lebte u.a. auch in Wien, das war der Grund für mein Musikstudium dort. Er entschied sich beruflich langfristig für die 4.000 Einwohnerstadt Eisenstadt in der österreichischen Provinz, ich habe Ähnliches mit Bad Elster getan.“ Und Florian Merz findet noch mehr Gemeinsamkeiten mit Vorbild Haydn: Was für den Wiener Klassiker im grenznahen Eisenstadt die Ungarn waren, sind für Merz die Tschechen. Bis heute ist eine kleine Haydn-Büste, die er sich als Student leistete, Merz` Heiligtum. „In der Provinz muss ich mein Eigen werden“, habe der prägende Komponist der Wiener Klassik einmal gesagt und in den bald 30 Jahren seiner Tätigkeit in Eisenstadt ein kulturelles Zentrum aufgebaut, das europaweit Bekanntheit erlangte.
„Meine Liebe speziell zu Sachsen erwuchs aus meiner Leidenschaft für die Deutsche Romantik“ so Merz. Dieses Leben ist für Florian Merz ein Ansporn, den selbst die Frage umtreibt, „wie die Provinz ein Leuchtturm werden kann“. Mit den acht historischen Veranstaltungsstätten in Bad Elster – der weltweit einmaligen „Festspielmeile der kurzen Wege“ –, darunter das König Albert Theater, das NaturTheater, die KunstWandelhalle und das Königliche Kurhaus mit den heute jährlich 1.000 Kulturveranstaltungen für ca. 260.000 Besucher, ist ihm das gemeinsam mit der CVG, der Chursächsischen Philharmonie und breitem Netzwerk wirklich gelungen.
Immer wieder wundern sich Gäste aus nah und fern, wie hochkarätig die Namen der Künstler und Ensembles aus der ganzen Welt sind, die in Bad Elster live zu erleben sind. Merz: „Ganzjährige Opern, Operetten, Ballett/Tanztheater, Musicals, Konzerte aller Art, Schauspiele, Lesungen, Kabarett-Abende und Kinderveranstaltungen sowie Konzerte im Bereich Rock/Pop, Vocales oder auch Schlager und Unterhaltung gehören zum festen Programm wie auch regelmäßig niveauvolle Kunstausstellungen, Chursächsische Meisterkurse zur Förderung des internationalen Streicher-Spitzennachwuchses sowie das Betreiben des Sächsischen Bademuseum Bad Elster. Das König Albert Theater bildet mit seinen jährlich rund 90.000 Besuchern nicht nur das Zentrum der Kultur- und Festspielstadt Bad Elster, sondern auch der ganzen Vier-Länder-Region Böhmen, Sachsen, Bayern und Thüringen.“ Seit seiner Wiedereröffnung 2004 hat das Haus inzwischen über 60 „Ehrenkünstler“, darunter Wolfgang Stumph, Semperoper Dresden, Max Raabe, Johannes Heesters† und Tom Gaebel. Generalmusikdirektor Florian Merz selbst stemmt hier als Dirigent seiner Chursächsischen Philharmonie mit Symphoniekonzerten und als „Gast“ vieler Musiktheaterproduktionen rund 40 Vorstellungen pro Spielzeit.
„Wir legen in Bad Elster großen Wert auf die niveauvolle, weltoffene und völker- und generationenverbindende Weiterentwicklung unserer Traditionen. Dabei sehen wir unsere Aufgabe aber nicht in der Anbetung der Asche, sondern im Weitergeben der Flamme! Der Ort ist seit 1848 Königlich-Sächsisches Staatsbad. Das repräsentative Theater wurde 1914 als letztes deutsches Hoftheater eröffnet und genießt seitdem den persönlichen Schutz des Königshauses Wettin – und hat den Spitznamen „Kleine Semperoper“. Heute steht das König Albert Theater unter der Schirmherrschaft von Alexander Prinz von Sachsen und wurde 2015 in die renommierte „European Route of Historic Theatres“ feierlich aufgenommen.“
Zur Person
Vita Florian Merz
- 1967 in Düsseldorf geboren
- 1982 hat Florian Merz mit 15 Jahren die Klassische Philharmonie Düsseldorf gegründet, mit der er unter anderem 18 Opernproduktionen und regelmäßig Symphoniekonzerte in ganz Deutschland und den Niederlanden aufführte
- 1984-88 Musikstudium mit Diplomabschluss an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien, danach folgte 1988/1989 der Wehrdienst bei der Bundeswehr
- seit 1985 Gastdirigent von weltweit bislang ca. 70 Orchestern/bedeutende Auszeichnungen als Dirigent
- 1991/92 Geschäftsführender Intendant und Generalmusikdirektor der Chursächsischen Philharmonie e.V.
- seit 2000 Mitglied des Aufsichtsrates der Rheinische Post Mediengruppe GmbH (RPM)
- seit 2002 Geschäftsführender Intendant und Generalmusikdirektor der Chursächsischen Veranstaltungs GmbH
- seit 2011 stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates der RPM
- seit 2012 Herausgeber der Tagezeitung Rheinische Post
- seit 2013 Mitglied des Aufsichtsrates der Zeitungsgruppe Saarbrücken
- Ehrenämter: u.a. Sachkundiger Einwohner im Kreistag des Vogtlandkreises, Beirat des Kulturraumes Vogtland-Zwickau, Vorstandsmitglied der Robert-Schumann-Gesellschaften Zwickau und Düsseldorf, Mitglied des Entscheidungsgremiums des EU-Projektes LEADER Vogtland, Vorstandsmitglied der Anton-Betz-Stiftung der Rheinischen Post
- 2014 Auszeichnung mit der „St. Heinrichs Nadel“ des Sächsischen Königshauses
- 2016 Ernennung zum Botschafter des Vogtlandkreises
- 2017 Auszeichnung mit der „Verfassungsmedaille des Freistaates Sachsen“