Willo Steen

Auf einem Berg stehen macht frei

 „Ich fahre für den Vatikan, sage ich, wenn mich jemand fragt, wofür das V im Kennzeichen steht“, lacht Willo Steen.

Willo Steen, Inhaber von Rittergut Steen Design. Foto: Brand-Aktuell

Diese Antwort passt zu dem Oelsnitzer Unternehmer. Und auch das Wort Unternehmer ist bei ihm wörtlich zu nehmen: der Mann unternimmt etwas. Beispielsweise hat er vor zehn Jahren, als er 55 war, einen vollkommenen Neuanfang unternommen. Von Erlangen verlegte er Wohn- und Firmensitz nach Oelsnitz. „Das ist schließlich das alte textile Zentrum Deutschlands“, begründet er den Schritt. 

Gemeinsam mit Rolf Schneider (links) und Nicole Gäbler stellt Willo Steen die Kollektion für eine der zahlreichen Messen zusammen.

Willo Steen ist gemeinsam mit Rolf Schneider Inhaber von „Rittergut Steen Design“. 2006 kaufte er das damals recht verfallene Areal an der B 92 in Untermarxgrün, sanierte das Jahrhunderte alte Herrenhaus eindrucksvoll. Inzwischen ist es ein Schmuckstück. Erdgeschoss und erste Etage sind Firmenräume einschließlich Fabrikverkauf, in der zweiten wohnt er mit seinem Partner. „Für das Marketing ist der Name Rittergut Steen Design natürlich auch nicht schlecht“, bekennt der gebürtige Franke.

Er erinnert sich, dass ihm im damaligen Arbeitsamt gesagt wurde, Näherinnen würde es keine geben. „Dabei hatten sich 150 unaufgefordert beworben“, schmunzelt er und hängt ein Riesenlob auf die Topleistungen seiner „fleißigen Frau- und Mannschaft“ an, wie er sie im Katalog 2016 vorstellt. Insgesamt 16 Mitarbeiter gehören zur Mannschaft von Willo Steen und Rolf Schneider, den Designern der Kollektionen „Steen Design“ und „Maison Steen Design“. Geliefert werden Meterwaren, Kissen, Maßanfertigungen, Tischwäsche, Plaids, Polstermöbel, Lampenschirme und alle textilen Herausforderungen. „Für unsere Frauen gibt es keinen Akkord, der zu S und S, also schnell und schlampig, führt. Uns geht es um Qualität, in Deutschland hergestellt“, beschreibt Willo Steen die Firmenphilosophie. Was nicht im Vogtland und in Deutschland hergestellt werden kann, wird in europäischen Ländern zugekauft, bei der Produktion werden Partner in der Region gesucht, so eine Polsterproduktion in der Nähe von Chemnitz. 

„Rittergut Steen Design“ beliefert erfolgreich den Fachhandel. Dabei schätzt der Firmenchef ein, dass es den Großhandel, wie er ihn heute betreibt, in zehn Jahren nicht mehr geben wird. Deshalb wurde schon jetzt alles vorbereitet, um die zwei Mal im Jahr wechselnden Kollektionen nicht nur auf Messen an selbst gestalteten Ständen zu präsentieren, sondern auch im Internet.  „Eine schwierige und harte Geschichte“, bekennt er. Derzeit zeigt sich das vogtländische Unternehmen im Jahr auf rund zehn Messen zwischen Hamburg und Salzburg.

Das sanierte Rittergut in Oelsnitz-Untermarxgrün, Firmen- und Wohnsitz von Willo Steen. Foto: Brand-Aktuell

Von Messekunden kommt sie dann besonders oft, die Frage nach dem V im Autokennzeichen. Nach dem Scherz mit dem Vatikan klärt er auf, dass dieses V für Vogtland steht, erzählt von Bad Elster mit seiner Architektur, kleinen schönen Städten wie Auerbach und Greiz, wundervoll hergerichteten Bürgerhäusern in Plauen, von ausgezeichneter Kultur mit tollen Theatern bis nach Chemnitz und Dresden und natürlich auch von Oelsnitz. „Hier hat sich viel getan, der Rathausplatz, Schulen, das Schloss haben sie prächtig hingekriegt, der Ort wurde schöner“, so Steen. Dass er mit seinem Partner selbst einiges mitgestaltet oder finanziell unterstützt hat, vor allem für Kinder, darum macht er nicht viel Aufheben. Eher berichtet er über die gemeinsame  Jubiläumsfeier kürzlich mit den Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr in Untermarxgrün, deren Gebäude gegenüber dem Rittergut vor 10 Jahren entstand, wohl nicht ohne Hilfe der Textilunternehmer.

Und dann ist da ja noch die Natur im Vogtland, die ihn an den Steigerwald zwischen Bamberg und Würzburg erinnert, wo er groß geworden ist. Wenn möglich genießt er die Natur auch auf dem Rad. „Einen Lieblingsfleck hab ich nicht. Aber ich liebe es, auf einem Berg zu stehen, mich umzuschauen, das macht frei. Und im Vogtland gibt es ja genügend Berge mit Weitblick.“ Bei diesen Worten lachen einmal mehr die Augen von Willo Stehen. 

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