Hans-Peter Herrmann
Greifvögel als beste Freunde
Wenn Adler zu ihrem majestätischen Flug in den Himmel aufsteigen oder Falken ihre spektakulären Sturzflüge vorführen, ist Hans-Peter Herrmann in seinem Element. In seiner Plauener Falknerei setzt er Maßstäbe und hat große Pläne für die Zukunft.
Wenn der 36-jährige Falkner an den Schlafstellen seiner Greifvögel vorbeigeht, zeigen die ihm ihre Zuneigung: Sie locken ihn, krächzen und rufen, um Aufmerksamkeit von ihm zu bekommen. Bei Fremden hingegen geben sie keinen Laut von sich.
„Falknerei ist eine faire Tierhaltung. Die Vögel können frei fliegen und entscheiden selbst, ob sie wiederkommen. Sie müssen sich in ihrem Zuhause wohlfühlen“, meint Hans-Peter Herrmann. Das GPS verrät: Manchmal fliegen seine Tiere bis nach Tschechien oder Oberfranken. Bis zu vier Tage sind sie unterwegs, ehe sie zu ihrem Falkner zurückkehren. Der schwärmt:
„Schon als Kind haben mich Greifvögel und ihre Freiheit fasziniert. Ich bin dankbar, dass ich mit Tieren zusammenarbeiten darf, die mit ihren Eigenschaften über mir stehen. Manchmal bin ich den Tränen nah, weil ich mir meinen Traum verwirklichen konnte.“
Rund 50 Tiere beherbergt die Falknerei Herrmann, darunter Falken, Eulen und Adler. Hans-Peter und die sechs Mitarbeiter kümmern sich auch um verletzte Wildvögel, die nach ihrer Genesung in die Natur zurückkommen. Auch die Nachzucht von Steinkäuzen und Eulen wird ausgewildert:
„Der Mensch hat der Natur viel genommen. Es ist Zeit, etwas zurückzugeben.“
Nach seiner Ausbildung zum Forstwirt arbeitete der gebürtige Vogtländer in Falknereien in Bayern, Österreich und Spanien. 2009 fing er in Plauen an, eine eigene Falknerei aufzubauen. Inzwischen sind seine Flugshows ein Besuchermagnet, mit zehntausenden Besuchern im Jahr. Die kommenden Monate werden spannend: Neue Volieren, ein Streichelzoo, eine große Zuchtanlage, neue Parkplätze und ein Labor, das kleinere Operationen bei verletzten Tieren ermöglicht, sind nur einige Pläne für das drei Hektar große Areal an der Pfaffengutstraße.
„Die Ausbildung unserer Vögel ist wegweisend. Viele Besucher sind vom Fach und fragen: Wie macht ihr das bloß?“
Wichtig sei die tägliche Arbeit mit den Tieren – Stunde um Stunde. „Die Vögel sind Persönlichkeiten. Sie haben Schwächen und Stärken.“ Selbst er bekomme immer noch Gänsehaut: Wenn das sibirische Uhu-Weibchen Olga lautlos über die Köpfe der Zuschauer fliegt und dann sein weißes Federkleid aufplustert, wenn die Himalaja-Geier-Dame Gabi ihre Flügel-Spannweite von über drei Metern zeigt oder wenn ein Adler auf über 5000 Meter in die Höhe steigt, um dann zu seinem Sturzflug anzusetzen.
Hans-Peter Herrmann geht es um Nachhaltigkeit und Umweltschutz: Mit Kindern untersucht er Vogelfedern im Biologie-Unterricht. Und bei den Walderlebnistouren der Falknerei stehen Spurenlesen, Pflanzenkunde und Tierbeobachtungen auf dem Programm. Täglich außer montags finden im Sommer Flugshows statt – im Winter besucht die mobile Falknerei Seniorenheime, Kurkliniken oder private Feiern.