Familie Schreiber
Zurück: In die Familie, ins Vogtland
Die Rückkehr von München ins Vogtland: Für Familie Schreiber war sie eine Herausforderung. Aber wenn man einen Traum hat, sollte man ihn anpacken, meinen sie. Dafür sind sie ein gutes Beispiel.
Wo siehst du dich in zehn Jahren? Diese Frage ließ Nadine Schreiber keine Ruhe. Für sie stand bald fest: „Ich habe mich in München nicht mehr wohlgefühlt“. Aber die Voraussetzungen, um ins Vogtland zurückzukehren, waren nicht die besten: Nadine und ihr Mann André hatten bereits ein Haus im Münchner Vorort Taufkirchen (Vils). Viel Zeit und Geld haben sie dafür investiert, auch mit Hilfe von Nadines Eltern.
Dazu kamen die Jobs der beiden in der bayrischen Landeshauptstadt. Aber Nadine sagte sich schon damals oft:
„Ich wünschte, wir hätten den Mut, es trotzdem zu tun.“
Heute schauen sie zurück und wissen, dass ihre Entscheidung richtig war. In dem kleinen Plauener Ortsteil Jößnitz haben sie nun ihr Haus, in dem so viel Platz ist, dass sogar eine eigene Wohnung für Feriengäste vermietet werden kann. André Schreiber betont die herzliche Nachbarschaft:
„Es war schwierig, in Bayern enge Beziehungen zu knüpfen, manchmal haben wir uns allein gefühlt. Unsere Freunde kamen gebürtig größtenteils nicht von dort. Hier im Vogtland konnten wir viele neue Bekanntschaften in kurzer Zeit schließen. Wir sind wirklich herzlich empfangen worden.“
Als die Schreibers nach ihrem Umzug einmal die Kirche in Jößnitz besuchten, habe man sie persönlich begrüßt und willkommen geheißen. André Schreiber:
„Wir haben das Gefühl, hier passen wir hin.“
Dabei war die Rückkehr ein langer Weg: Spätestens seit 2014, als Sohn Fynn Luca geboren wurde, merkten Nadine (35) und André (36), wie sehr sie die Familie im Vogtland vermissten.
„Bei uns herrschte schon immer ein starker Zusammenhalt, alle fehlten mir sehr, vor allem meine Eltern und meine Schwester“, sagt Nadine rückblickend. Sie erklärt: Ihre große Familie lebt zwischen Pausa, Jocketa und Plauen. Wenn ihre Eltern in Bayern zu Besuch waren und dann wieder heimfuhren, musste Nadine oft bitterlich weinen. Dabei zog es Nadine in jungen Jahren in die Welt hinaus: Sie lebte unter anderem in Schottland, ist nach eigener Aussage 15 Mal umgezogen und arbeitete als Tourismus-Assistentin und Flugbegleiterin. Über sechs Jahre flog sie mit Lufthansa um die Erde – nach New York, Dubai oder Indien.
„Es war eine sehr schöne Zeit, aber die Arbeit geht auch auf den Körper, irgendwann wollte ich nicht mehr.“
Nadine und André wuchsen beide im Vogtland auf. Nach vielen Jahren trafen sie sich in München wieder – und sie verliebten sich. André:
„Als wir an dem Punkt waren, dass wir zurück ins Vogtland wollten, haben wir alles dafür getan. Und wir sind Kämpfer.“
Bei den Schreibers hieß das: Nach einem geeigneten Haus im Vogtland schauen, das sanieren, das Haus in Bayern verkaufen, die Finanzierung regeln … Auch das Job-Problem ließ sich lösen, besser als anfangs gedacht: Nadine, als Marketing- und Vertriebs-Mitarbeiterin einer Schweizer Software-Firma, konnte sich mit großer Unterstützung und Verständnis ihres Chefs ein Home-Office in ihrem vogtländischen Zuhause aufbauen. André als Bankkaufmann und Projektleiter einer Investmentfirma pendelt weiter nach München, für einige Tage in der Woche; und kommt damit gut zurecht. Das größte Problem blieb zuerst ein geeigneter Kindergarten für den kleinen Sohn. Eigentlich gab es in Jößnitz keine freien Plätze mehr, dann kam doch die Zusage. Bei dem Anruf mit dem Kindergarten musste Nadine weinen vor Freude. Sie ergänzt:
„Vielleicht bereut man es einmal, wenn man nicht mit den Menschen seine Zeit genießt und verbringt, die man liebt.“